Das Schallfenster für den Lungenultraschall ist im Gegensatz zur transthorakalen Echokardiographie immer vorhanden.
Die Schallfenster der Lungenonographie sind dabei nicht einheitlich standartisiert. Es ähneln sich jedoch die
Schallfenster der Volpicelli-Zonen1 und der BLUE-Punkte (Bedside Lung Ultrasound in
Emergency) 2 zur Darstellung und Quantifizierung der sogenannten B-Lines. Unterschied ist, dass
es bei erstgenannten noch ein oberes lateral gelegenes thorakales Schallfenster aufgesucht wird. Die gewählten
Schallfenster sind aber letztlich nicht wesentlich, da sich in jedem Falle ein Gesamtbild der Lunge verschafft
werden sollte.
Dabei ist schwerkraftsbedingt im Bereich der oben liegenden thorakalen am ehesten ein Pneumothorax und im Bereich
der unten liegenden Abschnitte ein Pleuraerguss zu erwarten. Bei auf dem Rücken liegenden Patienten lässt sich so
im Bereich des basalen Lungenabschnitte zwischen Scapular- und hinterer Axillarlinie (nach Lichtenstein DA:
PLAPS-Punkt, für Posterolateral alveolar and/or pleural-syndrome stehend), d.h. lateral der basalen lateralen
Volpicelli-Zone 4, am besten ein vorhandener Pleuraerguss darstellen.13
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Abb.: Darstellung der Volpicelli-Zonen aus Volpicelli G et al. (2006)1 : (1) oberer
anteriorer, (2) unterer anteriorer, (3) oberer lateraler und (4) basaler lateraler Bereich. AAL =
vordere Axillarlinie. PAL = hintere Axillarlinie.
Die Sonographie beruht auf einem Schallwandler, der einen kurzen hochfrequenten Schallimpuls aussendet, der das
Gewebe durchdringt. Im menschlichen Körper breitet sich Ultraschallstrahl mit unterschiedlicher Geschwindigkeit
aus, je nach dem Dämpfungseffekt, der durch die akustische Impedanz der durchquerten Strukturen und Gewebe entsteht.
Die Schallwellen werden an den Gewebegrenzen und Grenzflächen teilweise zum Schallwandler zurück reflektiert. Auch
der Auftreffwinkel beeinflusst das Eindringen oder die Reflexion der Schallwellen. Infolge dieser Phänomene
entstehen unterschiedliche Reflexionsintensitäten die das sonographische Bild entstehen lassen.4
Der Dämpfungseffekt von Luft und Knochen ist wesentlich stärker als der anderer Gewebe. Der ausgeprägte Differenz
der akustischen Impedanz von Weichteilen und den luftgefüllten Alveolen verhindert die reale Abbildung der Lunge
und erzeugt zahlreiche Artefakte.4 Bei genauerer Betrachtung ist zu erkennen, dass die Artefakte
Reflexion der Brustwand unterhalb der Pleuralinie darstellen. Die Pleura spiegelt das Gewebe zwischen Schallkopf und
Pleura wider (=Reverberationartefakte). Diese unterhalb der Pleura liegenden auffälligen in regelmäßigen Abständen
verlaufenden Querlinien der gespiegelten Pleuralinie werden als A-lines bezeichnet.
Abb.: Sonographische Darstellung der Lunge unter Verwendung eines Abdominalschallkopf
Die anatomisch voneinander getrennten Strukturen der parietalen und viszeralen Pleura vereinigen sich in der
Darstellung mit den verwendeten Niederfrequenz-Schallköpfen zu einer einheitlichen 0,2- bis 0,3 mm dicken echogenen,
horizontalen Pleuralinie.
Abb.: Sonographische Darstellung der Lunge im Bereich der linken oberen Pectoralregion (Volpicelli-Zone 1) eines
Herz- und Lungen-gesunden jungen Mannes.
Um die Pleuralinie sicher im Bild ermitteln, ist es hilfreich sich nach jeweils gleichem Schema zunächst in der
longitudinalen Schnittebene an den Rippen zu orientieren. Das typische sich wiederholende Muster von Rippen und
Pleuralinie wird als Bat-sign bezeichnet.
Abb.: Das Auffinden der Pleuralinie anhand des Bat-signs, welches einer stylisierten Fledermaus ähnlich soll.
Die Flügel des Bat signs entsprechen den Reflexionen des Periosts der Rippen und der Körper den der Pleuralinie.
Abb.: Die Identifizierung der Pleuralinie
Ist die Pleuralinie identifiziert kann der erkennbare interkostale Lungenausschnitt durch Drehung des Schallkopfes
entlang des Interkostalraumes in eine transversale Schnittebene erweitert werden. In dieser Darstellung (Tiefeneinstellung
von 4-6 cm) lässt sich im B-Bild die Verschieblichkeit von Pleura parietalis zur Pleura viszeralis das sogenannte
Lungengleiten darstellen (Lung sliding am besten darstellen. Hier eignet sich im Besonderen ein linearer Schallkopf.
Abb.: Darstellung des Lungengleitens (Volpicelli-Zone 1) bei der Atmung eines Herz- und Lungen-gesunden jungen
Mannes.
Bei Darstellung des Lungengleitens entsteht im M-Mode ein charakteristisches Bild, welches als Seashore sign
bezeichnet wird. Hierbei zeigt sich unterhalb der Pleuralinie ein unruhiges Muster, welches bei Fehlen des
Lungengleitens z.B. bei Pneumothorax sich nicht darstellt.
Abb.: Darstellung des Seashore signs im M-Mode, welches ein Bild entstehen lässt, das an einen Sandstrand erinnern soll.
Bei Atemverhalt überträgt sich der Puls auf die Pleura viszeralis, so dass dieses als Lungenpuls bezeichnete
Phänomen im B-Bild aber auch im M-Mode aufzufangen ist.
Abb.: Darstellung des Lungenpulses (Volpicelli-Zone 1) bei Atempause eines Herz- und Lungen-gesunden
jungen Mannes.
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