Dr. med. Konstantin Schraepler, Bremen
Die nichtinvasive Bestimmunge der diastolische Dysfunktion erfolgt über eine Gewebedoppler-basierte (TDI) Abschätzung
des linksventrikulären Füllungsdruckes. Es wird üblicherweise die maximale transmitrale Flußgeschwindigkeit der (passiven)
frühen myokardialen Relaxation (E) in Beziehung zur maximalen Relaxationsgeschwindigkeit (E') des Myokards gesetzt.
E/E' | |
>15 | diastolische Dysfunktion vorliegend |
>8 und <15 | komplexe Algorithmen zum Nachweis einer diastolischen Dysfunktion unter Einschluss von echokardiographischen strukturellen Parametern des linken Vorhof und Ventrikels sowie Vorhandensein Biomarker (NT-proBNP, BNP) notwendig |
<8 | keine diastolische Dysfunktion vorliegend |
E' spiegelt die maximale Geschwindigkeit der frühen myokardialen Entspannung wie auch die des Mitralannulus während der frühen schnellen linksventrikulären Füllung wider. E' kann in jedem Bereich des Mitralannulus bestimmt werden, wobei E'lateral von apikal im 4-Kammerblick am häufigsten verwendet wird.
Aufgrund von Unterschieden der Myokardfaseranordnung ist E'septal physiologischerweise etwas niedriger als E'lateral. Daher sollte E' im 4-Kammerblick über E'septal und E'lateral, besser zusätzlich noch über E'anterior und E'inferior im 2-Kammerblick als E'lobal gemittelt werden.
Ho CY (2006) Circulation 113:e396-398Zur Diagnose einer Diastolischen Dysfuntion bzw. eines Heart failure with preserved ejection fraction (HFpEF) ist die Bestimmung E/E' nicht ausreichend. Aufgrund dessen werden weitere Kriterien gefordert.
Die vielfältigen nichtinvasiven Kriterien erweisen sich in der klinischen Routine für die Diagnostik der HFpEF teilweise als
nicht ausreichend sensitiv oder unschlüssig. Limitierender Faktor ist die ausgeprägte Altersabhängigkeit von E'. Bei
gesunden Individuen verringert sich E' jährlich um 1%, d. h. von 17 cm/s im 20. Lebensjahr auf 12 cm/s mit 50
Jahren und auf 7 cm/s mit 80 Jahren, also insgesamt um 59%.
Die enge und steile Korrelation von E' und Alter stellt eine Möglichkeit dar, die diastolische Dysfunktion zu quantifizieren.
Eine diastolische Dysfunktion ist unterhalb des 95%-Erwartungsbereiches des Normalkollektivs definiert, d. h. ein Defizit von E' zu E' norm
>2,8 cm/s,.
2 Messungen | 4-Kammerblick | E'norm = -0,15 x Alterin Jahren + 18,9 (cm/s) |
4 Messungen | 4- und 2-Kammer-Blick | E' norm = -0,158 x Alterin Jahren + 19,6 (cm/s) |
Ein gemessenes E' von 95% von E'norm unterhalb des Erwartungsbereiches des Normalkollektivs spricht für das Vorliegen einer diastolischen Dysfunktion, d.h. ein Defizit von
>2,8 cm/s | diastolische Dysfunktion |
1,4 - 2,8 cm/s | Risiko einer diastolischen Dysfunktion |
<1,4 cm/s | normale Funktion |
Konstantin Schraepler 09//2016