Dr. med. Konstantin Schraepler, Bremen
Der linke Vorhof beherbergt als echokardiographisch darstellbare Strukturen die Einmündung der Lungenvenen, das seitlich anliegende
Vorhofsohr, das Vestibulum und das atriale Septum.
Die Innenwandung des linken Vorhofs ist bis auf den Bereich des linken Vorhofohrs mit seinen Mm. pectinati weitgehend glatt.
Die Wände bestehen aus einer oder mehreren überlappenden Schichten von unterschiedlich ausgerichteten myokardialen Fasern mit deutlichen
regionalen Schwankungen in der Dicke. Die Wände werden in superiore (Vorhofdach), posteriore (inferoposterior), laterale, septale und
anteriore Wandabschnitte unterteilt.
Im Bereich des Septum interatriale findet sich als Rudiment des fetalen Foramen ovale die Valvula foraminis ovalis. Die Mündungen der
Vv. pulmonales sind klappenfrei.
Die Größe des linken Vorhofs korreliert mit der linksatrialen und der linksventrikulären Funktion. Der linke Vorhof ist ein Marker
sowohl des Schweregrades als auch der Chronizität der diastolische Dysfunktion und der Ausprägung der linksatrialen Druckerhöhung.
Die Vorhofgröße ist ein starker Prädiktor für kardiovaskuläre Todesfälle und der Morbidität. Es bestehen Beziehungen zwischen Vorhofgröße und dem Auftreten von Vorhofflimmern
bzw. Schlaganfall, der Gesamtmortalität nach Myokardinfarkt und dem Risiko von Tod und Hospitalisierung bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie.
Da der linke Vorhof einen asymmetrischen Hohlraum darstellt, wird dessen Größe genauer durch eine Messung des Volumens widergegeben als durch eine lineare Vermessung.
Eine Volumenbestimmung über lineare Messungen kann zu einer erheblichen Unterschätzung des wahren Volumens führen. Somit ist nicht verwunderlich, dass eine stärkere Beziehung
zwischen Herzkreislauferkrankungen und dem Vorhofvolumen als mit linearen Dimensionen gefunden wurde. Aufgrund dessen ist zur sicheren Beurteilung der linken Vorhofgröße eine
Volumenbestimmung vorzunehmen.
Bei der Bestimmung nach Simpson (Scheibchen-Summations-Methode) wird durch Mittelung planimetrisch bestimmter Volumina zwei zueinander orthogonal stehender Schnittebenen (2- und 4-Kammerblick) das Gesamtvolumen errechnet.
In der Einstellung der Schallebene sollte darauf geachtet werden, eine Verkürzungen des linken Vorhofs zu vermeiden. Die Längsachsen des linken Ventrikels und des linken Vorhof verlaufen häufig unterschiedlich, so dass die Position des Schallkopfes angepasst werden muss. Bei richtiger Anlotung stellt sich die Basis des linken Vorhofs am breitesten dar und zeigt damit an, dass die Schnittebene durch die maximale kurze Achse verläuft. Die Länge des linken Vorhofs muss ebenfalls entlang der langen Achse des linken Atriums mit Darstellung der maximalen Vorhoflänge ausgerichtet werden.
Alternativ kann das Volumen nach der weniger genauen
Flächen-Längen-Methode berechnet werden.
In der Befundung wird stets das maximale Vorhofvolumen (Vmax) unmittelbar vor der Öffnung der Mitralklappe in der Endsystole angegeben. Häufig bewegt sich die Mitralklappenebene direkt vor Öffnung apikalwärts. Die dadurch bedingte leichte Volumenzunahme wird in die Messung mit einbezogen. Die Pulmonalvenen werden im anzunehmenden Verlauf der linksatrialen Wände von der Messung ausgeschlossen. Zur Abgrenzung des linken Vorhofs zum Ventrikel wird eine gerade Linie durch den Mitralklappenanulus gezogen, die die Ansatzpunkte der beiden Mitralsegel miteinander verbindet. Das linke Vorhofsohr wird in der Volumenbestimmung nicht berücksichtigt.
Nur im Rahmen einer Routineuntersuchung bietet sich die Beurteilung der Vorhofgröße anhand der Flächen im 4-Kammerblick an.
Vor Beginn der Messung wird die Verstärkung des Ultraschallsignals (Gain) soweit reduziert, dass die endocardialen Grenzflächen noch gut zu erkennen sind und intraluminale Schallartefakte verschwinden.
Frauen | Männer | ||||||||
pathologisch | norm | leicht | moderat | schwer | norm | leicht | moderat | schwer | |
LA Ø | 2,7-3,8 | 3,9-4,2 | 4,3-4,6 | ≥4,7 | 3,0-4,0 | 4,1-4,6 | 4,7-5,2 | ≥5,2 | cm |
LA Ø/KÖ | 1,5-2,3 | 2,4-2,6 | 2,7-2,9 | ≥3,0 | wie Frauen | cm/m² | |||
LA Fläche | ≤20 | 20-30 | 30-40 | >40 | wie Frauen | cm² | |||
LA-Volumen | 22-52 | 53-62 | 63-72 | ≥73 | 18–58 | 59–68 | 69–78 | ≥79 | ml |
LA-Volumen/KÖ | 22±6 | 29–33 | 34–39 | ≥40 | wie Frauen | ml/m² |
als Grenzwert des risikobasierten Ansatzes gilt als Cut-off ein Volumen des linken Vorhofs <34 ml/m² Körperoberfläche
Lang RM (2005) J Am Soc Echocardiogr 18:1440-63 Lang RM (2015) J Am Soc Echocardiogr 28:1-39