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Prognose
intensivmedizinisch betreuter Patienten mit
Neutropenie
- post hoc-Analyse der ersten großen prospektiven multizentrischen Studie von Azouley E et al. (2013) über die intensivmedizinische Betreuung von Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen
- durchgeführt an 17 Universitäten bzw. deren angeschlossenen Zentren in Frankreich und Belgien
- 2005 gegründetes Research Network
- in den letzten 20 Jahren erhebliche therapeutische Fortschritte in der Behandlung hämatologischer Malignome bislang unklare Prognose neutropenischer Patienten auf der Intensivstation
- bis 2013 in früheren Studien weniger Patienten, solide Tumore und hämatologische Malignome vermischt, Fokussierung auf spezifische Komplikationen und nur Bewertung der Mortalität ohne Berücksichtigung der Lebensqualität
Azoulay E, Mokart D et al. (2013) J Clin Oncol 31:2810-2818
Azoulay E (2010) Am J Respir Crit Care Med 182: 1038-1046
Recher C et al. (2011) Lancet 378:1858–1867
Vogelzang NJ (2012) J Clin Oncol 30:88–109
Ausführungen zur aHSCT
Neutropenie stellt überwiegend den Zeitraum des Engraftments dar und ist allgemein mit erhöhter Mortalität assoziiert
Pene F et al. (2006) J Clin Oncol 24:643–649
Immunsuppression bei aHCST
- Neutropenie (= erholbarer Anteil der Immunsuppression)
- Engraftment und Nadir entscheidende Schritte
Mokart D et al. In: Azoulay E (ed) Pulmonary involvement in patients with hematological malignancies. Springer 2011, 477–490
- notwendige Immunsuppressiva
Neutropenie bei aHSCT
- Hochrisikokonstellation mit Gefahr des Auftretens von Sepsis, Pre-Transplantations- und Transplantations-Syndromen
- Erhohlung aus der Neutropenie kann bei bis zu 50% der kritisch kranken Krebspatienten mit einer Verschlechterung der respiratorischen Situation einhergehen
- u.a. Verwendung von G-CSF wurde hiermit in Verbindung gebracht
Rhee CK et al. (2009) Crit Care 13:R173
Karlin L et al . (2005) Bone Marrow Transplant 36:245–250
Ziel der Studie
- Bewertung des Outcomes der intensivmedizinischen Behandlung von hämatoonkologischen Patienten mit Neutropenie
- Beurteilung der Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf und deren spezifischen Auswirkungen
Einschlusskriterien:
- alle Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen, die vom 01.01.2010 bis 01.05.2011 auf die Intensivstation aufgenommen wurden und auf die kein Ausschlußkriterium zutraf
Ausschlusskriterien
- vollständige Remission >5 Jahre
- ICU-Aufnahme lediglich zur Überwachung einer Behandlungsmaßnahme
- Alter <18 Jahre
Methodik
- standardisiertes elektronisches Fallberichtsformular zur Datenerfassung
- zusätzlich Erfassung von Patienten mit Intention Intensivtherapie, jedoch Ablehnung der Aufnahme (Ermittlung Ablehnungsquote)
- Ermittlung Indikation intensivmedizinische Versorgung auf Basis Hauptsymptome
- SOFA-Score bei intensivmedizinischer Aufnahme, dann täglich
- Dokumentation WHO/ECOG-Performance-Status und Charlson Komorbidität Index bei Abverlegung
- Charlson Komorbidität Index: Summe relevanter Begleiterkrankung hinsichtlich der Lebenserwartung
Charlson ME (1987) J Chronic Dis 40:373-383
- Ermittlung Lebensqualität 90 Tage nach Intensivaufnahme mittels Telefoninterview (SF-36)
- Vergleich 6 Monate nach der Ergebnisse nach Abverlegung von intensivmedizinisch mit nicht-intensivmedizinisch betreuten Patienten
- Befragung 6 Monate nach Abverlegung der behandelnden Hämatoonkologen, ob intensivmedizinische Behandlung therapeutische Intention und Krankheitsstatus verändert habe ggü. Standard Chemotherapie-Protokoll, Stadium und Komorbidität
Azoulay E (2005) Am J Respir Crit Care Med 171:987-994
Herridge MS (2003) N Engl J Med 348:683- 693
Boini S (2004) Health Qual Life Outcomes 2:4
Studienzentren: Voraussetzungen
- durchgängig (24 Stunden) Besetzung mit Intensivmediziner und Hämatologen
- Entscheidungen des Intensivmediziners: Auswahl der...
- intensivmedizinische Maßnahmen
- antimikrobielle Therapie
- prophylaktische Maßnahmen
- Einsatzes von Rasuricase
- Diagnostik
- Entscheidungen des Hämatoonkologen: Auswahl der...
- Chemotherapie
- Kortikoidmedikation
- hämatopoetische Wachstumsfaktoren
- Immunsuppressiva
- weitere onkologische Behandlungen
- in Übereinstimmung mit den Richtlinien des Instituts
Studienkollektiv
- 1.376 Patienten
- als zu krank befunden 21,8% (n=300)
- als zu wenig beeinträchtigt befunden 3,2% (n=44)
- 1.032 Patienten aufgenommen auf Intensivstation (75%)
- ICU Ablehnungsquote betrug 0,25 (IQR, 0,22-0,27) und reichte von 0,11 bis 0,30
- 1.011 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen
- 21 Patienten lehnten die Teilnahme ab
- hämatologische Grunderkrankungen: ¾ der Fälle entfielen auf:
Non-Hodgkin-Lymphome |
31,6% |
(n=320) |
akute myeloische Leukämie |
27,2% |
275 |
Myelome |
12,5% |
126 |
- durchschnittliche Dauer der Diagnosestellung der malignen Grunderkrankung 5,4 Monate (IQR, 0 bis 33,5)
- bei 386 Patienten (38,2%) Erstdiagnose
- bei 234 Patienten (23,1%) vollständige oder teilweise Remission
- nur 27% der Patienten hatte an Chemotherapie-Studien teilgenommen
- eine Stammzellentransplantation (KMT / HSCT) wurde bei 252 Patienten (24,9%) durchgeführt wird
- autolog: 107 Patienten
- allogen: 145 Patienten
- Neutropenie
- bei 289 Patienten (28,6%) bei Aufnahme vorhanden
- bei 91 (9%) Patienten sich während des Aufenthaltes entwickelt
Resultate der prospektiven Studie von Azoulay E et al.(2013)
primärer Endpunkt Ziel: Vitalstatus bei Entlassung
- ICU-Aufnahme durchschnittlich 4 Tage (Interquartilenbereich IQR 1 bis 6) nach Krankenhausaufnahme
- 267 Patienten (26%) mit Direktaufnahme
- 451 Patienten (44,6%) mit Aufnahme ≤1 Tag
- Hauptaufnahmegründe
- akutes Lungenversagen 62,5%
- Schock 42,3%
- ICU-Ablehnungsquote der Patienten hämatologischer Stationen entsprach der der Notaufnahme
- Krankenhausmortalität 39,3%
- im Vergleich: Patienten ohne intensivmedizinische Behandlung
- to sick to benefit 26,0% (78 v. 300)
- to well to benefit 88,6% (39 v. 44)
- 90-Tagesmortalität 47,5%
- 1-Jahres-Mortalität 56,7%
5 häufigsten Diagnosen und deren assoziierte Mortalität
|
Häufigkeit |
Mortalität |
akutes respiratorisches Versagen |
62,5% (632) |
43,3% (273) |
Sepsis |
|
|
- septischer Schock |
25,6% (259) |
46,5% (120) |
- Multiorganversagen |
2,6% (26) |
84,6% (22) |
- schwere Sepsis |
34,5% (349) |
34,5% (120) |
Pneumonie |
36,3% (367) |
46,7% (171) |
akutes Nierenversagen |
20,2% (204) |
40,7% (83) |
gram-negative Infektionen |
19,1% (192) |
41,1% (79) |
Assoziation zur Krankenhausmortalität (univariate Analyse)
- Alter >60 J (P=0.02)
- 18 bis 50 Jahre: 34,0%
- 51 bis 60 Jahre: 35,3%
- 61 bis 70 Jahre: 42,6%
- >70 Jahre: 45,8%
- schlechter Performance-Status (57,4% vs. 34,9%; P<0.001)
- bettlägerig / vollständig inaktiv
- Charlson Komorbidität Index Median 5 (IQR 3-6) vs. 3 (IQR 1-4)(P <0,0001)
- Remission des Malignoms (32,5% vs. 40,3%; P =0.02)
- allogener BMT / HSCT (52.4% v 38.3%; P =0.0002)
- Aufnahme auf die Intensivstation innerhalb von 24 Stunden nach der Einlieferung ins Krankenhaus (33,9% vs. 43,7%; P <0,002)
- kein signifikanter Zusammenhang zwischen Rate der Ablehnung einer Intensivübernahme und Krankenhausmortalität
die 10 unabhängigen Variablen der Krankenhausmortalität (multivariate Analyse)
- Mortalität niedriger bei
- vollständiger oder teilweiser Remission des Malignoms
- Aufnahme auf die Intensivstation ≤24 Std nach Krankenhauseinlieferung
- kein signifikanter Zusammenhang zwischen Rate der Ablehnung einer Intensivübernahme und Krankenhausmortalität
- Mortalität höher bei
- schlechtem Performance-Status
- erhöhtem Charlson Komorbidität Index
- allogener BMT / HSCT
- SOFA-Score bei Intensivübernahme
- signifikant Korrelation zur Mortalität ab erstem stationären Tag; bei Patienten an Tag 1, die innerhalb eines Tages nach Krankenhausaufnahme intensivmedizinisch versorgt wurden, ähnlich dem der Patienten die später aufgenommen wurden
- Aufnahme nach überlebtem Herzstillstand
- Aufnahme aufgrund akutem Lungenversagen
- Organinfiltration durch Malignom
- invasiver Aspergillose
Outcome in Bezug auf den Einsatz intensivmedizinischer Maßnahmen
- Mortalität
- invasive Beatmung 60,5%
- Einsatz vasoaktiver Substanzen 57,5%
- Nierenersatztherapie 59,2%
- Sterblichkeit signifikant niedriger bei Patienten, die nicht mehr als eine lebenserhaltende Maßnahme erhielten. Mortalität stieg mit der Anzahl an Tagen der Beatmung und Einsatz vasoaktiver Substanzen
- nicht mit der Mortalität assoziiert war nach Bereinigung der Daten weder Zeitaufwand noch Zeitpunkt der intensivmedizinischen Maßnahmen
- jedoch wiesen Patienten, die innerhalb von 24 Stunden aufgenommen wurden, ggü. anderen kürzeren Zeitraum seit Diagnosestellung auf (Median 153 Tage, IQR 0 bis 1230 Tage vs. Median 173,5 Tage, IQR 20 bis 812 Tage, P <0.04), besaßen einen besseren Performance Status (86,6% vs. 75,5%, P <0.001) und niedrigere Inzidenz lebenserhaltender Maßnahmen (67,7% vs. 74,2%; P <0,04)
Patienten mit intensivmedizinischer Aufnahme <24 Std nach Krankenhausaufnahme
- wiesen ggü. anderen kürzeren Zeitraum seit Diagnosestellung auf
- (Median 153 Tage, IQR 0 bis 1230 Tage vs. Median 173,5 Tage, IQR 20 bis 812 Tage, P <0.04)
- besaßen besseren Performance Status
- (86,6% vs. 75,5%, P <0.001)
- besaßen niedrigere Inzidenz lebenserhaltender Maßnahmen
- (67,7% vs. 74,2%; P <0,04)
- lediglich bei 5,9% mehr als ein Telefonanruf zwecks Intensivübernahme notwendig ggü. 18% der später aufgenommenen
- (P <0.0019)
frühe intensivmedizinische Aufnahme war assoziiert mit
- primär behandelnde Hämatologe arbeitete nicht im selben Krankenhaus in der sich die Intensivstation befand
- (57,6% vs. 96,7%, P <0.001))
- allogener BMT/HSCT
- (11% vs. 17% P <0.006)
- Neutropenie
- (19,6% vs. 35,8%; P <0.001)
- Behandlung mit Antimykotika oder Virustatika während der ersten 3 Tage des intensivmedizinischen Aufenthaltes
- (27% vs. 47%; P <0.001 bzw. 36% vs. 48%; P <0.0002)
Langzeitprognose
- Tag 90: Überlebende 52% (bei 58 kein Follow-up, n=500)
- 69,2% (n= 301) gaben ein Telefoninterviews (SF-36), jedoch nur 66,2% (n=288) ein vollständiges
- keine Unterschiede zwischen interviewten und nicht interviewten Patienten?!?
- 20% beschrieben eine Veränderung ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten?!?
- jedoch keine signifikanten statistischen Unterschiede im Vergleich zu alters- und geschlechts- entsprechenden nicht-intensivmedizinisch behandelten hämatologischen Patienten
- nach 6 Monaten bei 98,6% Wiederaufnahme der die hämatologischen Therapie
- bei 80% intensivmedizinische Behandlung ohne Einfluss auf spätere Therapieintensität
- 80% mit Voll- oder Teilremission auf
- 1 Jahr: Überlebende 43% (bei 39 kein Follow-up; n= 396)
Resultate der prospektiven Studie von Azoulay E et al.(2013)
primärer Endpunkt Ziel: Vitalstatus bei Entlassung
intensivmedizinische Behandlung verlängerte die Überlebenszeit der malignen Grunderkrankung bei guter Lebensqualität im 6 Monatsintervall
signifikant bessere Überlebensrate bei nach Krankenhausaufnahme frühzeitiger (Zeitraum <24 Stunden) intensivmedizinischer Behandlung könnte als Ansatzpunkt in der Behandlung dienen und weist darauf hin, dass sofortige intensivmedizinische Versorgung von hämatologischen Patienten mit Zeichen der Organdysfunktion angemessen ist.
Post hoc-Analyse der Daten durch Mokart D et al. (2015)
Studienkollektiv
- 29% (289 v. 1011) der auf Intensivstation aufgenommenen Patienten neutropen
- keine Berücksichtigung einer auf Intensivstation sich entwickelnden Neutropenie
- zu Grunde liegende Malignitäten waren:
- akute Leukämien 50% (144)
- Lymphome 26% (75)
- 34% (n=97) BMT- oder HSCT (nur im Text aufgeführt!)
- Gründe der intensivmedizinischen Aufnahme:
- Sepsis 79,5% (230)
- akute respiratorische Insuffizienz 64% (186)
- Schock 58% (167)
- antimikrobielle Therapie bereits bei 79% (n=228) der Patienten bei Intensivübernahme und bei 91% (n=262) innerhalb des ersten Behandlungstages
- Chemotherapie auf der Intensivstation 12% (n=35)
- Beatmungstherapie:
- nicht-invasive Beatmung 35% (n=101)
- invasive Beatmung 50,5% (n=146)
- Vasopressoren 61% (n=176)
- Nierenersatztherapie 23,5% (n=66)
Organversagen und deren assoziierte Mortalität
|
Häufigkeit |
Mortalität |
akutes Lungenversagen |
64 % (n=186) |
56% (n=104) |
akutes Nierenversagen |
18% (n=53) |
49% (n=26) |
neutropene Enterokolitis |
17% (n=49) |
25% (n=12) |
schwere Blutung |
5% (n=14) |
64% (n=9) |
Schock |
58% (n=167) |
41,% (n=69) |
kardiale Ereignisse |
11% (n=32) |
50% (n=16) |
kardiales Lungenödem |
3% (n=9) |
44%(n=4) |
Aufnahme nach Herzstillstand |
3% (n=9) |
67% (n=6) |
akute Leberdysfunktion |
2% (n=5) |
60% (n=3) |
Koma |
1% (n=4) |
25% (n=1) |
schwere metabolische Störungen |
2% (n=6) |
33% (n=2) |
Neutropenie und Sepsis
|
Häufigkeit |
Mortalität |
Sepsis |
80% (n=230) |
45% (n=104) |
Septischer Schock |
42% (n=121) |
50% (n=61) |
Sepsis, schwere Sepsis |
38% (n=109) |
39% (n=43) |
keine Infektion |
20% (n=59) |
46% (n=27) |
septischer Schock war nicht unabhängig mit erhöhter Krankenhausmortalität assoziiert. Zusammenhang mit jüngsten Fortschritten in der supportiven Behandlung von Sepsis und Neutropenie?
Neutropenie und Infektion
|
Häufigkeit |
Mortalität |
grampositive Infektionen |
10% (n=30) |
30% (n=9) |
gramnegative Infektionen |
30% (n=86) |
50% (n=43) |
Pneumonie |
40% (n=116) |
57% (n=66) |
Urogenitalinfektionen |
2% (n=7) |
36% (n=4) |
invasive pulmonale Aspergillose |
10% (n=30) |
67% (n=20) |
Pneumocystis-Pneumonie |
1% (n=3) |
0% (n=0) |
Katheter-assoziierte Infektionen |
5% (n=15) |
27% (n=4) |
Antibiotikatherapie zum Zeitpunkt der Intensivübernahme
- antibiotischen Kombinationstherapie der Sepsispatienten zu 79,8% (n=126)
- hiervon bei nur 43,7% Verwendung eines ß-Lactamantibiotikum mit Pseudomonasaktivität
- Verwendung eines Glykopeptides oder von Linezolid bei 45,7%
6 unabhängige Hauptfaktoren der Prognose (multivariate Analyse)
- negativer Ausgang:
- allogene BMT / HSCT
- (OR 3,83; 95% CI 1,75-8,35)
- Notwendigkeit einer Beatmungstherapie
- (OR 6,57; 95% CI 3,51 bis 12,32)
- mikrobiologischer Erregernachweis einer vermuteten Sepsis
- (OR 2,33; CI 1,27 bis 4,26)
- Indikation Nierenersatztherapie
- (OR 2,77; 95% CI 1,34-5,74)
- positiver Ausgang:
- Alter <70 Jahre
- (OR 0,22; 95% CI 0,1 bis 0,52)
- Neutropene Kolitis (=Typhlitis)
- (OR 0,37; 95% CI 0,15 bis 0,9)
Einfluss von Neutropenie auf das Outcome
nach Korrektur der wichtigsten Störfaktoren in einer Fall-Kontroll-Analyse war
Neutropenie (n=251) nicht mit einer erhöhten Krankenhaus-Mortalität assoziiert (OR 1,27; 95% CI 0,86-1,89) ggü. ebenso großer Kontrollgruppe (n=251)
Erkenntnisse auf einen Blick
- Krankenhausmortalität betrug 45%
- Neutropenie war nach Korrektur (wie Alter, Aufnahmestatus, Malignomart, Organunterstützung) nicht mit einer erhöhten Krankenhausmortalität assoziiert
- intensivmedizinischer Aufnahmestatus, Indikation zur Organersatztherapie, aHSCT und Alter >70 Jahre wichtigste unabhängigen Prognosefaktoren
- Art oder der Stadium der hämatologischen Grunderkrankung nicht mit der Krankenhausmortalität assoziiert
- Neutropene Kolitis assoziiert mit geringerer Mortalität als erwartet:
17% der Patienten mit Neutropenie besaßen Neutropene Kolitis
- wies in der Regel trotz unterschiedlichem Schweregrad mit Gefahr des Übergangs in septischen Schock günstigen Verlauf auf. Nur bei Minderheitlebensbedrohliche Komplikationen mit Neotwendigkeit einer Operation
- Mikrobiologischer Nachweis einer Infektion assoziiert mit höherer Mortalität (57%) als erwartet
zusammenfassend:
Benefit der intensivmedizinischen Behandlung kritisch kranker Krebspatienten mit Neutropenie
Neutropenie kein relevanter Faktor der Auswahlkriterien der intensivmedizinischen Behandlung
- Es bestanden in den verschiedenen beteiligten Zentren keine festgelegten, vordefinierten Aufnahmekriterien der Intensivaufnahme!!!
- jedoch schwankte die ICU-Ablehnungsquote nicht signifikant zwischen den verschiedenen Studienzentren und war nicht mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Darüber hinaus gab es keine Auswirkungen auf die Mitte Krankenhaussterblichkeit.
- Score-Systeme, wie APACHE II, SOFA-, SAPS II-Score, sind weder hinreichend dirkriminant noch ausreichend kalibriert um sie bei kritisch kranken hämatoonkologischen Patienten einzusetzen
- somit sehr ausgewähltes Patientenkollektiv, welches von der Aufnahmepolitik des jeweiligen Studienzentrums beeinflusst wurde
- bei 25% der Patienten wurde die Anfragen einer Intensivübernahme komplett abgelehnt
- Anzahl der Patienten, die von vornherein von einer intensivmedizinischen Betreuung ausgeschlossen wurden, ist nicht bekannt
- Multicenter-Design der Studie sollte den Einfluß örtlicher Aufnahmepolitik limitieren
Namendys-Silva SA (2014) J Clin Oncol 32:1169-1170
- Krankenhausmortalität des Gesamtkollektivs mit 39,3% ist niedriger als in vergleichbaren Studien (54 bis >72%)
- Anteil der kritisch Kranken der von der Hämatoonkologie behandelten Patienten unbekannt
- Anteil der neutropenen Patienten am Gesamtanteil der behandelten hämatoonkologischem Patientengut nicht bekannt
- keine Berücksichtigung einer auf Intensivstation sich entwickelnden Neutropenie
- Neutropeniedauer vor intensivmedizinischer Behandlung und Gesamtdauer der Neutropenie nicht berücksichtigt
- Studien zur Bewertung des Einflusses von Neutropenie-Dauer auf die Mortalität sind erforderlich
Benoit DD et al. (2003) Crit Care Med 31:104-112
Soares M et al. (2005) Crit Care Med 33:520-526
Azoulay E et al. (2001) Crit Care Med 29: 519-525
Benoit DD et al. (2003) Crit Care Med 31:104-112
Soares M et al. (2005) Crit Care Med 33:520-526
Azoulay E et al. (2001) Crit Care Med 29: 519-525